Aufgrund des heutigen Zustandes der Burgruine läßt sich ein gutes Bild der bis ins 18. Jahrhundert unversehrten Burg rekonstruieren: Das oblonge Plateau, auf dem die Burg steht, ist von einer 1,5 - 2 m starken Mauer aus Bruchsteinmauerwerk mit Bossenquadern an den Ecken umschlossen (1). Diese Ringmauer ist zugleich die Außenwand der daran anstoßenden Gebäude. Auf der Angriffsseite war die Burg durch eine starke Schildmauer (2) von 3,70 m Stärke geschützt. Sie steht heute noch in einer Höhe von 8,20 m. Zwischen der hohen Ringmauer, die die Gebäudegruppe der Burg umfaßt, und dem Burggraben sind die 2 m dicken Mauern des Zwingers (3) zu sehen (nach Norden und Osten am besten erhalten). An der Nordostecke des Zwingers ist ein bastionartiger, runder Vorsprung (4) erkennbar, der wohl nichts anderes ist, als das öfters ausgebesserte Bollwerk. Zwei weitere Bastionen (5 und 6) von fast fünfeckigem Grundriß liegen nach Norden und Südosten. In dem südöstlichen Bollwerk befindet sich das tonnenförmige Burgverlies, das nur oben einen Zugang hatte und ungefähr 7 m tief ist. Über diesem Verlies befindet sich eine interessante Schießscharte. Im Westen außerhalb des Grabens erkennt man jetzt noch Grundmauern einer Vorburg (7), die hauptsächlich aus Wirtschaftsgebäuden und Ställen bestand. Es sind dort noch viereckige Steinkassetten (50 cm tief und ca. 80 mal 80 cm im Quadrat) erhalten. Das Ende dieser Mauer schließt im Norden mit einer großen Schießscharte ab, die der Ostseite zugewendet war, so daß man den Burgweg zur nordöstlichen Ecke mit Schußwaffen verteidigen konnte.

Um die ganze Burg herum zieht sich ein künstlich vertiefter Graben (8). Dieser war früher bedeutend tiefer; er nahm das Regenwasser von den Dächern sowie die Abwässer der gesamten Anlage auf. Nach einer Urkunde von 1405 floß durch den Graben außerdem ein kleiner Bach, der ihn in Gefahrenzeiten ganz mit Wasser auffüllte.

Ein zweiter Zwinger bzw. Wall war um den Burggraben herum angelegt; von seinen Mauern sind heute noch Sputen im Südwesten (9) und Nordwesten (10) zu finden. Von Süden gelangt man zum Burgtor (11). Wenn man früher dieses Tor durchschritten hatte, befand man sich vor der Zugbrücke (12), die zu dem merkwürdigen Brückenbau (13) in den oberen Zwinger hinüberleitete. Dieser Brückenbau schob sich vom oberen Zwinger aus in den Graben hinein. In seinem Untergeschoß betrat man eine Art Wachtstube mit schmalem Türschlitz und liegenden Scharten. Dahinter lag ein längerer, oben durch Fenster erhellter Raum. Die Zugbrücke befand sich über diesem Kellergeschoß, wo die Mauern von Wehrgängen begleitet waren, die auf Rundbögen ruhten. Unter dem Rundbogenfries der Westseite erkennt man einen Entlastungsflachbogen. Da der zweite Zwinger, in den dieser Bau führte, etwa 7 m unter dem oberen Burgniveau lag, muß eine Treppenanlage zu dem nahen Torhaus emporgeführt haben (14).

Die Gebäudegruppe innerhalb der Ringmauer bestand aus mehreren Einzelgebäuden. Der nordwestliche Wohnturm (15), ein unregelmäßiges Viereck von ungefähr 8 ´ 7 m innerer Weite und bis zu 2 m dicken Wänden, zeigt noch die Einteilung in 5 Stockwerke. Das Kellergeschoß hatte man nach Westen und Norden mit schlichten Lichtluken versehen. Im zweiten Geschoß, das wahrscheinlich zu Wirtschaftszwecken diente, waren ebenfalls Lichtluken angebracht. An der Südwand befindet sich noch eine größere verputzte Fläche; in ihr sind Treppenstufen erkennbar, die zur Eingangstür des Gebäudes im Stockwerk darüber führten. Dieses Stockwerk und die beiden darüber gelegenen dienten ausschließlich zu Wohnzwecken. Alle drei mit Wohnräumen ausgestatteten Stockwerke hatten nach Westen je ein großes Fenster, neben denen jeweils ein Doppelspitzbogenfenster mit Sitzen angebracht war (im 3. und 4. Stockwerk sind sie noch vollkommen erhalten). Über dem 3. und 4. Stockwerk kann man an der Süd- und Nordwand einen Gurt als Auflager der Balken erkennen, an der Nordwand des 3. Stockwerkes eine spitzbogige Eingangstür, zu der man mittels einer Holztreppe gelangen konnte. In der Nordwand des 3. Stockes hatte man Konsolen angebracht. Neben ihnen führte eine Tür zu einem Abort. In der Westwand dieses Stockwerkes befinden sich wieder Konsolen bzw. Spuren für den Mantel des Kamins, dessen Schlotreste in der Wand darüber erkennbar sind. Auch das 4. Stockwerk zeigt in der Nordwand Konsolen und die Reste eines Doppelfensters. Im 5. Stockwerk schließlich führt in der Westwand eine Tür ins Freie; vielleicht öffnete sich diese Tür zu einem Wehrgang.

Das Gebäude, das an den nordwestlichen Wohnturm stieß (16), ist nur noch in den Resten des Erdgeschosses erhalten. In seiner Westwand hat es 5 Lichtluken, die außen rundbogig sind, während die nach innen sich stark verbreitende Schartennische spitzbogig geschlossen ist. Mauerreste teilen von diesem Gebäude einen größeren Raum ab. Von diesen Lichtluken oder Schießscharten konnte das westliche Tor (7) verteidigt werden.

Vom südwestlichen Wohnturm (17) sind nur noch die untersten Mauern auszumachen, die vermutlich das Kellergeschoß bildeten. Hier fällt die Schießscharte gegen den Brückenbau ins Auge. Den ursprünglich an dieser Stelle befindlichen Turm hat nach einer handschriftlichen Notiz auf einem Stich der Schauenburg, der sich im Oppenauer Heimatmuseum befindet, Grimmelshausen wegen Baufälligkeit abtragen lassen. Das Material wurde mit ziemlicher Sicherheit zum Bau des Nauen Schlosses in Gaisbach verwendet.

Der heutige Torbau (14) ist wohl das Ergebnis mehrerer Umbauten. Seine Wände bestehen aus Bruchsteinmauerwerk. Die unversehrt gebliebene Fortsetzung der West- und Ostmauern des Tores deutet auf einen weiteren Torweg oder einen kleinen Vorhof hin. Daß dieses Torhaus bzw. Gebäude nicht in seiner ursprünglichen Form erhalten ist, wird durch einen Schlußstein mit der Jahreszahl 1821 bewiesen. Ob sich hier auch wirklich der Eingang in die Burg befunden hat, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, da sich auch an der Nordostseite vermutlich ebenfalls ein Eingang befand (18). Hierüber können jedoch nur Grabungen einen letzten Aufschluß geben. Nördlich des Torbaues (14) befinden sich die Reste des runden Brunnens (19), die vor einigen Jahren freigelegt wurden.

Der südöstliche Wohnturm (20), der sogenannte Volmarsturm, ist der besterhaltene Teil der Burg. Wie die Formen dieses Turmes zeigen, ist er nach dem Nordwestturm errichtet worden. Seine Gewände sind nicht aus Granit wie beim Nordwestturm, sondern ausschließlich aus Sandstein. Das Kellergeschoß dieses Turmes ist noch nicht völlig ausgegraben worden. Ein Mauerabsatz an der Nord- und Ostwand trug dessen Balkendecke. Diese Deckenkonstruktion beobachten wir übrigens auch bei den übrigen Stockwerken. Der 2. Stock weist nur nach der Außenseite der Burg zwei einfache, schlitzartige Schießscharten auf. Im 3. Stock befand sich der wohl durch Holztreppen vom Burghof aus zu erreichende spitzbogige Eingang. In der Süßaußenwand kam das Tageslicht durch zwei Doppelspitzbogenfenster in die Wohnräume. Neben diesen Wohnräumen führte eine kleine Tür über einen Steg zur äußeren Zwingmauer. In der Westwand des 3. Stockes ist noch das Loch für einen Balken (möglicherweise Durchzugbalken) erkennbar. Im 4. Stock war allem Anschein nach ein Prunksaal, der in zwei dreifachen Spitzbogenfenstern nach Süden schaute. In ihren Seitenwänden hatte man einfach Sitzbänke eingebaut. Viereckige kleine Konsolen, die teilweise mit skulptierten, früher wohl bemalten Schildchen versehen sind, waren zu den Seiten jedes Fensters als Balkenträger angeordnet. Anzeichen sprechen dafür, daß dieser Prunksaal eine gewölbte Holzdecke hatte. In der Westwand des Baues ließen sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch größerer Verputzreste feststellen, die heute kaum mehr erkennbar sind. In dieser Wand kann man auch den Beginn eines Kamins und eine Tür sehen, die wohl zu einem Abort führt. Das 5. Stockwerk, das ebenfalls Wohnräume enthielt, öffnet sich nach Süden in zwei spitzbogigen Doppelfenstern und nach Westen in einer kleinen Lichtluke. In der Nordwand des 5. Stockes sind noch die Spuren einer Treppe zu beobachten, die auf zwei Konsolen und backsteinummauert zur Plattform bzw. zum Wehrgang emporführt. In diesem Zusammenhang sei vermerkt, daß im Volmarsturm die häufige Verwendung von Backsteinen bei den Fensterflachbögen und an anderen Stellen auffällt.

Ein kleines Gebäude (21) - man sieht noch den Ansatz des nach der Hofseite schräg abfallenden Daches - lag zwischen dem südöstlichen Wohnturm und der Mantelmauer (2).

Im Gebäude an der Ostmauer befand sich ehemals die Burgkapelle St. Ulrich (22). Eine Wendeltreppe mit einer elegant geschwungenen Spindelbasis führt zu ihr hinauf. Die Abmessungen des Kapellenraumes ergaben, daß er eine Fläche von ungefähr 4 ´ 7,5 m hatte. Die erhaltenen Konsolen und Rippenanfänger ermöglichen die Rekonstruktion des Inneren dieser Kapelle. Ein Steinfragment mit einem kielförmig endenden spitzen Kleeblattbogen dürfte sicherlich zu einer Sakramentsnische gehört haben. Ein Stück eines Fensterpfostens läßt auch die Fenster, jedoch nicht den Ort ihrer Anbringung erkennen. Ein aus der Schildmauer herausgehauener, kleiner viereckiger Raum diente als Chor.

An der Nordmauer ist man bei Ausgrabungen auf eine Anzahl von Kellerräumen (23) gestoßen. In den größten dieser Kellerräume, der mit einem Tonnengewölbe versehen ist und Spuren einer Mauerteilung aufweist, führt eine Rundbogentür mit abgefaßtem Gewände und Treppen. Östlich von ihm liegt ein kleinerer Vorkeller, westlich von ihm ein größerer Kellerraum und daneben wieder ein kleinerer Keller ohne eigenen Ausgang. Letzterer war nur durch ein Loch vom größeren Keller zu erreichen; er dürfte vielleicht als Gefängnis gedient haben. Wie das Gebäude aussah, das sich über diesen Kellerräumen erhob, läßt sich nicht feststellen. Vermutlich waren es die in den Urkunden erwähnte Gastwirtschaft und Burgschmiede.

Bodo Ebhardt hat im Jahre 1901 aufgrund des vorhandenen Baubestandes den Versuch unternommen, eine Rekonstruktion des ungefähren Aussehens der Schauenburg während ihrer Blütezeit im 14./15. Jahrhundert darzustellen. Diese Rekonstruktion scheint etwas zu monumental geraten zu sein; grundsätzlich aber wird die Schauenburg in etwa so ausgesehen haben.

Der eindrucksvollen Ruine der Schauenburg gilt das besondere Interesse des 1974 gegründeten "Fördervereins zur Erhaltung der Ruine Schauenburg e. V.". Nachdem Reichsfreiherr Rudolf von Schauenburg im Jahre 1900 mit umfangreichen Restaurierungsarbeiten begonnen hat, ist es heute den Initiativen des "Fördervereins zur Erhaltung der Ruine Schauenburg e. V.". zu verdanken, daß in den letzten Jahren umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen an der Burgruine durchgeführt wurden.